Am 14.Dezember hat der Planungsausschuss des Königswinterer Stadtrats in einer Sondersitzung beschlossen, dass die Stadt die sogenannte »Südtangente« bauen will. Unter dem Vorsitz des Vinxeler Ratsmitglieds Griese sprachen sich CDU, SPD und FDP für diese neue Bundesstrasse aus, die die A3 mit der Bonner Südbrücke direkt verbinden soll. Die neue Bundesstrasse soll genau zwischen Vinxel und Oberholtorf verlaufen und in einem Tunnel durch den Ennert bis Ramersdorf geführt werden. Die in der Sitzung vorgestellte »Umweltverträglichkeitsstudie« stellt fest, dass die geplante Strasse tiefgreifende Auswirkungen auf das Landschaftsbild haben wird und die Umwelt durch eine verstärkte »Verinselung der Freiräume« belasten wird.
Damit nicht genug: Nach den Vorstellungen des Rates soll bei dieser Gelegenheit gleich eine neue Ortsumgehung um Vinxel gebaut werden, die – von Oberkassel kommend – vor Vinxel links abbiegen soll und zwischen dem Wald und Vinxel auf die neue »Südtangente« führen soll.
Mit dem ländlichen und lebenswerten Charakter Vinxels dürfte es dann endgültig vorbei sein, wenn der Ort erstmal so gründlich von Strassen eingekesselt ist, über die der »ständig steigende Autoverkehr« munter brausen soll.
Die seit 25 Jahren umstrittene »Südtangente« wird damit begründet, dass der Durchgangsverkehr von der A3 nach Bonn vor allem für die Ortsteile Ittenbach und
Dollendorf zu unzumutbaren Belastungen geführt hat. Also soll die Belastung jetzt woanders hin verlagert werden.
Es handelt sich also um einen erneuten Versuch, zuviel Autoverkehr damit aufzufangen, dass man eben neue Strassen baut. Ein Versuch, der aussichtslos ist. »Jeden Morgen, jeden Abend dasselbe Bild: kollektiver automobiler Stillstand. Endlos lange Fahrzeugschlangen quälen sich durch die Bonner Strassen und über die Autobahnen.« Ursache: das ständig steigende Verkehrsaufkommen (Generalanzeiger 9.12.00). Die »Südtangente« ist allein schon deshalb sinnlos, weil sie die Autofahrer vielleicht etwas schneller in den Stau bringt, der spätestens vor der Südbrücke beginnt, aber nicht schneller und bequemer ans Ziel.
140 Millionen Mark soll das Projekt nach heutigen Berechnungen kosten, die der Bund bezahlen soll. Wenn alles so läuft, wie sich die Ratsfraktionen das vorstellen, wäre die geplante Strasse frühestens in 8 Jahren fertig. In der Zwischenzeit bessert sich an der Belastung der Ittenbacher und Dollendorfer nichts, im Gegenteil: durch den »ständig steigenden Autoverkehr« wird sie noch schlimmer. Auf Vinxel, Stieldorf, Rauschendorf, Holtorf und andere betroffene Anlieger der neuen »Südtangente« kommen in der Zwischenzeit ganz neue Belastungen zu: der immense Lärm und Dreck durch die Baustelle, insbesondere den Tunnel, und danach durch die neue Strasse.
Finden Sie nicht auch, dass ein Stadtrat, der die Belastungen durch den »ständig steigenden Autoverkehr« einfach als gottgegeben hinnimmt und sie durch immer neue Strassen sogar noch ausweiten will, zu kurz denkt? In Vinxel (und ganz Königswinter) leben schliesslich nicht nur Autofahrer, die immer mehr Auto fahren wollen, sondern auch Menschen, die sich freuen, dass sie eben nicht inmitten lärmender Strassen leben und noch direkt über die Felder in den Wald gehen können. In Vinxel leben auch Menschen, die sich seit Jahren über den unbefriedigenden Zustand des öffentlichen Verkehrs ärgern und damit über die Tatsache, dass sie daher von Stadt und Kreis dazu gezwungen werden, selbst zum »ständig steigenden Autoverkehr« beizutragen.
Finden Sie nicht auch, dass man die 140 Millionen Mark sehr viel sinnvoller ausgeben könnte, indem endlich ein moderner öffentlicher Verkehr als attraktive Alternative zum »ständig steigenden Autoverkehr« angeboten wird, mit dem Sie sich bequem zum Arbeitsplatz fahren lassen können statt genervt im Stau zu stecken? Zudem könnte dies ohne jahrelangen Baustellendreck verwirklicht werden, und bei vorhandenem politischem Willen sogar sehr schnell.
Einen Tag vor der Sitzung des Planungsausschusses meldete der Generalanzeiger unter der Überschrift »Klimawechsel lässt Hochwasserrisiko steigen«, dass das Hochwasserrisiko am Rhein – also auch in Königswinter – im neuen Jahrhundert deutlich steigt und der Schutz unzureichend ist. Hauptursache für die steigenden Treibhausgasemissionen ist der Verkehr. Deutschland hat sich schon 1992 zu einer 25%igen Reduzierung seiner Treibhausgasemissionen bis 2005 verpflichtet, doch den Königswinterer Rat scheint dies nicht zu interessieren. Spätestens das Schmelzwasser am Nordpol, das in diesem Sommer auftrat, zeigt, dass dieses Problem nicht länger verdrängt werden kann, sondern dass gehandelt werden muss. »Weiter so« ist keine Lösung – der Autoverkehr kann nicht »ständig weiter steigen«.
Die Alternative ist klar: Im Interesse der Lebensqualität in Vinxel und im Interesse des globalen Klimaschutzes muss es in der Verkehrspolitik ein Umsteuern geben. Es gibt genug Strassen. Die immer noch immensen Bundesmittel für Strassen-Neubau müssen umgewidmet und für einen modernen und bequemen öffentlichen Verkehr ausgegeben werden. Wir brauchen solche Zukunftsinvestitionen statt überholte Strassen-Planungen aus dem letzten Jahrhundert.
Was können Sie tun, um einen Beitrag zur Erhaltung unserer Lebensqualität
in Vinxel zu leisten?
Protestieren Sie bei den Ratsfraktionen:
· CDU-Fraktion: Josef Griese, Vorsitzender des Planungsausschusses,
Scheurenstr 1, Tel.22781
· SPD-Fraktion: Fraktionsvorsitzender Franz-Joachim Thür, Bungertstr 21, Tel. 21333
Schreiben Sie an die zuständigen Politiker in Land und Bund mit der dringenden Bitte, den Anträgen des Königswinterer Rats nicht zuzustimmen und wenigstens einen Teil der 140 Millionen Mark stattdessen für einen modernen öffentlichen Verkehr im Rhein-Sieg-Kreis auszugeben. Ohne die Bundesmittel und ohne Zustimmung des Landes wird die »Südtangente« nicht gebaut, egal was der Königswinterer Rat beschliesst!
· Landtag: Verkehrsausschuss, Vorsitzender Manfred Hemmer (SPD), Stellvertreter Günter Langen (CDU). Adresse: Landtag, Postfach 101143, 40002 Düsseldorf, Tel.0211-884-0.
· Bundestag: Verkehrsausschuss, Vorsitzender Eduard Oswald (CDU/CSU), Stellvertreter Klaus Hasenfratz (SPD). Adresse: Bundeshaus, 11011 Berlin, Tel.030-227-0.
· Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig, Invalidenstr.44, 10115 Berlin, Tel.01888-300-0
ViSdP: Jürgen Maier, Angela Grossmann, Alter Heeresweg 32
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